Wäre das Tauziehen heute wieder eine olympische Sportart wie zwischen 1900 und 1920 schon einmal, so säße kommenden Sommer neben Gewichtheberin Christin Ulrich wohl mindestens eine weitere Aktive des Athletik-Sport-Vereins (ASV) Ladenburg im Flieger nach London. Fabien Elias erwies sich nämlich erneut als starke Frau: Nach WM- und EM-Bronze in den beiden Vorjahren kehrte die Römerstädterin jetzt mit einem respektablen sechsten Rang von den Hallen-Weltmeisterschaften im Tauziehen aus dem schottischen Perth zurück.

Diesmal zählte die 21-Jährige zusammen mit ihrer Vereinskameradin Marina Müller zum achtköpfigen Frauenteam im Gesamtlimit bis 540 Kilogramm. "Die deutschen Mädels haben sich für die World Games 2013 in Kolumbien qualifiziert", erklärt ASV-Tauziehtrainer Bernd Helmling beim Empfang für seine beiden Schützlinge freudestrahlend. Stolz zeigte sich auch ASV-Ehrenvorsitzender Fritz Lackner am vergangenen Sonntagabend in "Fody's Fährhaus".

 

Denn bei den alle vier Jahre stattfindenden "World Games" handelt es sich um nicht weniger als die "Spiele" für die nicht olympischen Disziplinen. Helmling arbeitet jetzt mit daran, dass seine Schützlinge aus dem ASV-Team "Angels Of Tug" (Engel des Tauziehens) 2013 auch im kolumbianischen Cali dabei sind. "Die dreimonatige Vorbereitung war hart", gesteht die Ladenburgerin Müller. Wie die 28-jährige Bekleidungstechnikerin der Viernheimer Firma Seibold ausführt, hatte vorher noch nie ein deutsches Team bei Indoor-Wettkämpfen gezogen. Den Probelauf des deutschen Verbands in der Halle anstatt wie sonst üblich auf Rasen im Freien ("Outdoor") bestritt das Frauennationalteam erfolgreich.

"Mit Hallenschuhen fanden wir auf Gummimatten stehend ganz ordentlich Halt", erklärt die junge Frau. Im Gegensatz zum Outdoor-Tauziehen habe man jedoch eine "ganz andere Körperhaltung". Es gehe dabei wesentlich mehr über Knie, Oberschenkel und Handkraft, während draußen auf dem weicheren Boden "mehr Rückenstabilität" erforderlich sei. Wie Fabien Elias ist auch Marina Müller Tochter eines früheren ASV-Tauziehers und stolz darauf, fünf Tage lang in Schottland zu den rund 700 WM-Teilnehmern aus 14 Nationen gezählt zu haben.

"Außer dem Bell's Sports Centre haben wir aber nicht viel von Perth gesehen, nur ein wenig beim täglichen Joggen und während der Busfahrten zur Halle", sagt die 21-jährige Fabien Elias, die als Bauzeichnerin beim Heidelberger Universitätsbauamt arbeitet und als Spitzentauzieherin schon in Südafrika (2010 mit Christine Morast) und vergangenen September in England zum Einsatz gekommen war.

"Bei unseren Arbeitgebern ist Verständnis für unseren Sport vorhanden", sind die beiden froh, dass es stets problemlos Urlaubstage für die Trainingslager im Stützpunkt bei Freiburg gab. Marina Müller freut sich jetzt auf die kommenden Tauziehstadtmeisterschaften auf der "Hundler"-Wiese bei "Fodys Fährhaus", denn: "Indoor macht schon Spaß, aber Outdoor ist schöner."

Aus Mannheimer Morgen, 28.2.2012, http://www.morgenweb.de/sind-starke-engel-nachstes-jahr-bei-den-world-games-mit-von-der-partie-1.481377